OT: Tempelhof soll schließen – für einen Großflughafen

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OT: Tempelhof soll schließen – für einen Großflughafen

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Landesregierung in Potsdam weist Kritik aus Berlin zurück. Es bestehe kein Interesse an einer Konkurrenz zu Schönefeld

Potsdam - Der frühere russische Militärflughafen Eberswalde-Finow könnte zum Regionalflughafen ausgebaut werden, auf dem auch 85 Tonnen schwere Maschinen – wie der Airbus 320 oder die Boing 737 – im 24-Stunden-Betrieb starten und landen. Jedenfalls dann, wenn die niederländische Firma „Infratil“, die den kleinen Airport betreibt, mit ihrem Antrag auf ein entsprechendes Raumordnungsverfahren Erfolg haben sollte. Im Frühjahr 2007 soll das Verfahren für die Erweiterung des Flughafens beginnen.

Berlin sind diese Pläne ein Dorn im Auge: Je schärfer der Kampf um die Schließung des City-Flughafens Tempelhof tobt, desto lauter wird die Befürchtung geäußert, dass großzügig ausgebaute Regionalflughäfen dem künftigen Großflughafen in Schönefeld (BBI) Konkurrenz machen könnten. Alle fünf Fraktionen im Abgeordnetenhaus sind sich einig, dass Finow nicht weiterentwickelt werden darf. Das wurde schon am 31. August 2006 vom Berliner Landesparlament einstimmig beschlossen.

Doch aktuell gehen die Meinungen auseinander, ob Brandenburg auf der gleichen Welle schwingt wie Berlin. CDU und FDP sind misstrauisch. So warf CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor, sich vom Nachbarn „über den Tisch ziehen“ zu lassen. Und die Interessengemeinschaft „City Airport Tempelhof“ (ICAT) erklärte, dass nicht die Offenhaltung von Tempelhof, sondern der Ausbau der brandenburgischen Flughäfen Finow und Schönhagen „die tatsächliche Gefährung des BBI sind“. ICAT warf dem Senat vor, nichts dagegen zu unternehmen, andererseits aber unverrückbar am Konsensbeschluss für den Single-Airport in Schönefeld festzuhalten, der die Schließung von Tempelhof und Tegel vorsieht.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) weist diese Kritik weit von sich. „Tempelhof und Finow haben nichts miteinander zu tun. Das stimmt sachlich nicht“, sagte Junghanns dem Tagesspiegel. Und von einer drohenden Konkurrenz zum BBI könne keine Rede sein. In der Potsdamer Landesregierung legt man Wert darauf, dass „nicht Brandenburg den Flughafen Eberswalde-Finow ausbauen will, sondern ein privater Investor“, so Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD). Das Land stecke auch keine Fördermittel in den Flughafen. Aber wenn jemand ein Raumordnungsverfahren beantrage, so Dellmann, müsse es durchgeführt werden. Und zwar von der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung (GI) von Brandenburg und Berlin. „Berlin sitzt also mit am Tisch“, betonte Dellmann.

In einer Stellungnahme für das Berliner Abgeordnetenhaus stellte das Verkehrsministerium am 5. März klar: „Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens wird Berlin als betroffene Gebietskörperschaft beteiligt… Der Senat hat bereits angekündigt, die herausragende Bedeutung des Flughafens BBI zu würdigen. Das gilt selbstverständlich auch für das Land Brandenburg. An einer wirtschaftlichen Konkurrenzsituation zum BBI hat Brandenburg kein Interesse.“

Allerdings besteht die Möglichkeit – laut gemeinsamer Landesentwicklungsplanung und der Luftverkehrskonzeption Brandenburgs – Finow und Schönhagen „bedarfsgerecht“ und „nachfrageorientiert“ zu Regionalflughäfen zu entwickeln. Sollte der Antrag der Betreiber abschlägig beschieden werden, könnten diese versuchen, ihre Pläne vor den Verwaltungsgerichten durchzusetzen.

An der Firma „Infratil“, die sich in Finow engagiert, ist das Billigflug-Unternehmen Ryanair beteiligt. Zurzeit ist Ryanair in Schönefeld stationiert. Mit dem Versuch, den Ausbau des Kleinflughafens Neuhardenberg für eigene Zwecke gerichtlich durchzusetzen, war das Unternehmen gescheitert. Die ICAT mutmaßt deshalb, dass nicht nur Ryanair, sondern vielleicht auch Easyjet nach Finow wechseln wollen. Dann stünde Schönefeld ohne Billigflieder da. Reinhard Wolk, Geschäftsführer des Finow-Betreibers, äußerte sich gestern optimistisch, dass der Ausbau des Kleinflughafens gelingt. Einen Zusammenhang mit der Berliner Debatte um Tempelhof sehe er aber nicht, so Wolk. Der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Christian Gaebler rechnet hingegen fest damit, dass Finow ein Kleinflughafen bleibt. Auch die PDS-Verkehrsexpertin Jutta Matuschek glaubt, dass sich Berlin und Brandenburg „im Interesse des Großflughafens BBI nicht auseinanderdividieren lassen“. thm/za

Quelle: Der Tagesspiegel Online
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