Billigflieger-Drehkreuz Köln
Verfasst: Mittwoch 30. Januar 2008, 06:38
Rheinische Post hat geschrieben:Billigflieger-Drehkreuz Köln
Die geplante Fusion von TUIfly und Germanwings eröffnet dem Flughafen Köln/Bonn eine historische Chance: Beide zusammen sind stark genug, um ihren Haupt-Flughafen zu einem internationalen Knotenpunkt auszubauen.
VON THOMAS REISENER
Düsseldorf/Köln Mit den bestellten Übersee-Flugzeugen der TUIfly und ihrem neuen US-Billigflug-Partner JetBlue im Rücken könnte die Lufthansa die Fusion von TUI-fly und Germanwings zum Anlass nehmen, ein Billigflieger-Drehkreuz am Flughafen Köln zu errichten. Dabei würde der Flughafen Düsseldorf als Blaupause dienen: Von dort fliegt die Air-Berlin-Gruppe ihre Passagiere nach Übersee.
Unter dem Druck des rasanten Air-Berlin-Wachstums gaben der deutsche Branchenprimus Lufthansa und der Reisekonzern TUI gestern Pläne für eine Fusion ihrer Billigflug-Töchter TUIfly und Germanwings bekannt. TUIfly, nach Air Berlin Nummer zwei im deutschen Billigfluggeschäft, soll mit den Lufthansa-Ablegern Germanwings (Nummer drei) und Eurowings verschmolzen werden. Das Dach wollen Lufthansa und TUI gemeinsam halten.
Obwohl weder Lufthansa noch TUI gestern Details verraten wollten, gehen alle von unserer Zeitung befragten Insider davon aus, dass die Lufthansa dem strauchelnden Tourismuskonzern auf Sicht die Kontrolle über die Holding abkaufen wird. Damit werden sich in der deutschen Luftfahrt demnächst nur noch zwei Blöcke gegenüber stehen: Auf der einen Seite die Air-Berlin-Gruppe, die nach der Übernahme von dba, LTU und künftig auch der Condor innerhalb von zwei Jahren zum unangefochtenen Marktführer im deutschen Billigfluggeschäft aufgestiegen ist. Auf der anderen Seite die Lufthansa, die dann neben ihrem Businesskunden-Kerngeschäft auch über eine große Billigflug-Gruppe verfügt. Mit weit reichenden Konsequenzen. Zum Beispiel werden die Ticketpreise steigen: An den vielen leeren Sitzen, die der irische Billigflieger Ryanair herumfliegen muss, werden die Überkapazitäten im europäischen Fluggeschäft deutlich. Also wird die Lufthansa die Zusammenlegung der Billigflieger nutzen, um Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen. Zumal TUIfly und Germanwings mehrere Strecken doppelt fliegen: Natascha Nikolic, Lufthansa-Analystin bei der WestLB, rechnet mit Synergie-Effekten in dreistelliger Millionenhöhe.
Noch erheblicher sind die Möglichkeiten, die sich aus der Fusion von Germanwings und TUIfly für den Flughafen Köln/Bonn ergeben. Mit 36 Prozent (Germanwings) und 20 Prozent (TUIfly) sind die beiden Gesellschaften heute schon die wichtigsten Airlines in Köln.
Berauscht von ihren später gescheiterten Wachstumsplänen hat TUIfly mehrere Exemplare des künftigen Super-Jumbos Dreamliner bestellt. Das Riesenflugzeug, mit dem der amerikanische Hersteller Boeing auf den A380 von Airbus antworten wird, ist wegen seiner bombastischen Größe für nichts anderes als Interkontinentalflüge zu gebrauchen. Passend dazu ist die Germanwings-Mutter Lufthansa kurz vor Weihnachten bei dem US-amerikanischen Billigflieger JetBlue eingestiegen.
Nach Informationen unserer Zeitung wurde der Deal von Thomas Winkelmann eingefädelt, früher Nordamerika-Chef bei der Lufthansa und heute Chef von Germanwings. Damit ist sowohl der technische als auch der personelle Grundstein gelegt für ein Billigflieger-Luftfahrt-Drehkreuz am Flughafen Köln/Bonn: TUIfly und Germanwings sammeln die Passagiere quer über Europa ein und bringen sie nach Köln, von wo sie per Dreamliner in die USA durchstarten. Dort übernimmt die Lufthansa-Beteiligung JetBlue die Weiterverteilung in Nordamerika. Der us-amerikanische Billigflieger verfügt seinerseits über Drehkreuze in New York und Boston. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte der Flughafen Köln/Bonn, innerhalb weniger Wochen die Voraussetzungen für ein internationales Luftfahrt-Drehkreuz schaffen zu können.